Montag, 1. September 2014

Chinesische Austauschschülerin zu Gast

Nachdem viele Bekannte, Freunde, Nachbarn und Kollegen gefragt haben, möchte ich euch heute mal erzählen wie der Schüleraustausch mit unserer chinesischen Schülerin so gelaufen ist.
Wir hatten ja schon ein paar  Austauschschüler bei uns zu Gast. Eine kleine, arrogante Französin und einen offenen und richtig tollen französischsprachigen Schweizer (aber der war schon 18 und deswegen wahrscheinlich etwas weiter).
Den niederländischen Freund meiner Tochter zähle ich nicht als Austauschschüler, aber als ausländischen Gast dazu.
Alle diese jungen Menschen waren aber durch und durch europäisch und mit jemanden der aus einer völlig anderen Kultur kommt, überhaupt nicht zu vergleichen. Obwohl man natürlich keinen Menschen mit einem anderen vergleichen kann, ganz egal woher oder wie alt, denn es ist ja jeder Mensch anders.
Als Gastmutter bin ich also mittlerweile ein alter Hase ;). Auch wenn es ungewohnt ist, für einen völlig fremden Menschen die Verantwortung zu haben und dafür zu sorgen, dass alles läuft. Macht aber auch Spaß und ist natürlich auch für mich als Gastgeber eine interessante und meistens gute Erfahrung.


Am Abend der Anreise brachte Douyi allerhand Geschenke mit, die ganz toll und doppelt (!) verpackt waren. Und das komplett ohne Tesafilm. Auf den Geschenken hatte sie in deutsch und chinesisch verschiedene gute Wünsche geschrieben. Ganz besonders schön fand ich den Wunsch "Hals- und Beinbruch" :) .

Gastgeschenke aus China

Abends hat unser chinesischer Gast immer ausgiebigst geduscht (halbe Stunde Minimum) und ihre Unterwäsche und Socken mit der Hand gewaschen. Ihre Wäsche hat sie dann auf einen Kleiderbügel gehängt und dann in den Keller zum trocknen gebracht.
Ich habe dem Mädchen natürlich angeboten, ihre Wäsche mit zu waschen, das habe ich bei allen Gästen so gemacht und war bisher kein Ding. Sie hat mir ein paar Sachen gegeben, aber nicht ihre Unterwäsche oder Socken. Ich habe dann versucht zu erklären, dass ja jeder Mensch Unterwäsche und Socken hat, das also nichts wo für man sich schämen muss und es für mich total normal ist, die in der Waschmaschine mit zu waschen.
Von ihrer täglichen Handwäsche hat sie sich aber nicht abbringen lassen. Wie wir von den anderen Gastgebern erfahren haben, haben die anderen chinesischen Schüler es auch alle so gemacht. Vielleicht ist das in China einfach so üblich. Auch die Handtücher, die ich ihr hingelegt hatte, wurden nicht benutzt. Sie hat ein winziges (ca. 20 cm x 15 cm) Handtuch dabei, was auch abends mit den Keller gehängt wurde.

Das Essen war nochmal ein schwieriges Thema. So richtig geschmeckt haben ihr eigentlich nur Schokoladenkekse (so choco leibniz und ähnliche). Der typisch deutsche Klassiker "Currywurst mit Pommes" wurde auch gegessen. Aber alles war roh war, ging garnicht für sie, weder Obst noch Salat.
Putzig war auch wie sie beim Frühstück das Brötchen von oben nach unten aufgeschnitten hat. Naja, woher soll sie das auch wissen, das war das erste Brötchen das sie jemals gegessen hat. Da kam dann die bittere, englische Orangenmarmelade drauf, die ich ja selber nicht mag. Für sie ganz bestimmt eine Erfahrung  (wenn auch keine gute) ;)
Die ersten beiden Tagen habe ich für sie auch immer Reis gekocht, für die Eingewöhnung an deutsches Essen. Den hat sie auch gegessen. Ich glaube, die chinesischen Schüler waren auf eine andere Küche als die chinesische schlecht vorbereitet. Warum jemand keine Tiere isst, hat Douyi überhaupt nicht verstanden. Zumindest hat sie es akzeptiert, das ist ja auch schon was.

Douyis Zimmer war super aufgeräumt, ihre Kleidung immer absolut korrekt gefaltet und zurecht gelegt. Ehrlich gesagt war mir das unheimlich. Wenn ich da an das Zimmer von unserem Schweizer denke, oha, da sah es aus wie nach einem Bombenanschlag ;).

Vor Tieren hatte Douyi Angst, vor Hunden ganz besonders. Aber auch unser lieber Kater erschien ihr etwas gefährlich. Wenn der mal losgaloppiert ist, dann hat sie ganz schnell ihre Füße hochgezogen. Als ob Filou ihr ein Bein abbeißen würde ;). 
Meerschweinchen sind in China anscheinend unbekannt, die beiden kleinen mochte sie aber ganz gern.

Sonntag Abend waren 6 chinesische Ausstauschschüler und die dazugehören deutschen hier. Es wurde Karaoke gesungen und just dance auf der Wii gespielt. Die chinesischen Jungs haben sich getraut ein deutsches Lied zu singen, ohne jegliche Deutschkenntnisse. Das fand ich sehr mutig und hat mich schon beeindruckt.
Die chinesischen Schüler waren alle super brav,  diszipliniert, extrem höflich und irgendwie sehr angepasst. Keiner hatte eine seltsame Haarfarbe, die Klamotten so brav und unauffällig, die Mädels völlig ungeschminkt. Wahrscheinlich ist es in China normal  in der Menge eher untergehen als seinen eigenen Stil zu haben. Mir erschienen die Chinesen auch geistig noch nicht so reif und entwickelt wie unsere gleichaltrigen. Die Kleidung total verspielt und niedlich, sogar das Handy und die dazugehörgien Apps wirkten irgendwie wie in rosa Zuckerglasur getaucht, alles sehr süßlich und kitschig.
Allerdings glaube ich, dass den Schülern ihre doch eingeschränkte Freiheit in China schon bewusst ist. Einem Jungen war klar, dass er in China kein Facebook benutzen darf, sondern dass nur über QQ (chinesischer Messenger, wie eine Mischung aus whatsapp und facebook) weiter geschrieben werden kann.
Auch einen Freund/Freundin dürfen die chinesischen Teenager nicht haben. Da hätten sie allerdings auch keine Zeit für, den der Unterricht geht in China bis in den Abend. Und die chinesische Schuluniform ist ein schlecht sitzender Jogginganzug. Generell der Unterricht ist hier anders und viel lockerer als in China.

Für jemanden, der aus der Millionenstadt Hangzhou (8 Millionen Einwohner) kommt, muss  Flensburg mit knapp 88 Tausend Einwohnern ein verschlafenes Dorf sein. Douyi fand Flensburg sehr ruhig, aber auch schön. Ich glaube es hat Douyi hier insgesamt gut gefallen. Sie hatte einen Abschiedsbrief geschrieben, in dem sie sich wieder und wieder für alles mögliche bedankt,  sehr höflich und gut erzogen.
In den Herbstferien findet der Gegenbesuch nach China statt. Ich bin gespannt wie es unserer Tochter in China gefallen wird. Eins ist sicher: ihr Zimmer wird garantiert nicht so aufgeräumt sein ;)



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